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Andrea Nahles besucht Ricklinger SPD-Frauen

Die aktiven Frauen in der Ricklinger SPD, rund um Angelika Walther, hatten gerufen, und sie kam: Andrea Nahles, die Generalsekretärin der Bundes-SPD. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe, in der die SPD-Frauen in Ricklingen und in Wettbergen-Mühlenberg Frauen vorstellen, die in Politik, Kultur und Gesellschaft eine herausragende Rolle spielen, kam die Herausgabe des Buches von Andrea Nahles gerade recht.

„Frau, gläubig, links“ ist der Titel, der Andrea Nahles` Persönlichkeit am besten beschreibt, und so war der Anlass gegeben, die Generalsekretärin zu bitten, bei uns in Ricklingen aus ihrem Buch zu lesen. Was sie gerne tat. In freundlicher und entspannter Atmosphäre, nach einer Laudatio, die unsere Bundestagsabgeordnete Edelgard Bulmahn hielt, las Andrea Nahles sehr persönliche Abschnitte aus ihrem Buch. So z.B. über ihr Friedensprojekt in Israel und dessen abenteuerliche Finanzierung, oder über ihr einfaches handwerklich geprägtes Elternhaus in der Eifel, das als Ausgangspunkt für eine politische Karriere wenig geeignet erschien.

Andrea Nahles mit Angelika Walther und Edelgard Bulmahn
Andrea Nahles (mitte) mit Angelika Walther und Edelgard Bulmahn (v.l.)

„Als einfache, katholische Arbeitertochter vom Lande, was hatte ich da für eine Karriereerwartung?“ So sind ihre konservativen Eltern erst Jahre nach ihrem politischen Erfolgsweg in die SPD eingetreten. Auch die katholische Kirche, zu der sie sich noch heute bekennt, war eine wichtige Instanz auf ihrem Wege. Sie las darüber, wie sie sich als kleine Messdienerin weigerte, vor dem mächtigen Bischof aus Trier zu buckeln.

Die Lesung im Freizeitheim Ricklingen war richtig gut besucht. Auffallend viele junge Menschen, nicht nur aus den Reihen der Partei, wollten Andrea Nahles hören, wollten sie aus der Nähe erleben. So kam der Lesungsabschnitt über den Zweifel sehr gut an: Gerade in Zeiten, in denen aufgrund jüngerer Entwicklungen in der Partei über den Umgang mit der Agenda 2010 und der Rente mit 67 neu diskutiert wird, passt Andrea Nahles` Überzeugung, dass der Zweifel uns erst demokratiefähig machen würde. Willy Brandt, den sie gerade noch kennen lernen konnte, war wohl der Einzige Spitzenpolitiker der SPD, der den Zweifel ausdrücklich zuließ. Er gehe vom Bestehenden aus, das er in Frage stelle. Nahles: „Wer zweifelt, der hört auch zu, nimmt andere Argumente auf.

Besucher im Oberen Saal des Freizeitheimes Ricklingen
Besucher im Oberen Saal des Freizeitheimes Ricklingen

In der sich anschließenden Diskussion wurde natürlich nach Thilo Sarrazin und dem bevorstehenden Parteiordnungsverfahren gefragt, mit der Zuspitzung auf das Recht der freien Meinungsäußerung. Natürlich gilt das Recht auch für Sarrazin, aber, so Nahles, ist das, was er äußert, die Meinung der SPD? Auch eine Parteimeinung sei endlich. Sarrazin sei das, was er in der Öffentlichkeit ist, durch die SPD und so würde er auch wahrgenommen. Und sein genetisches Menschenbild, seine Vorstellung, eine Gesellschaft zu „züchten“, entspricht eben nicht dem Wertekanon der SPD. So wird Herr Sarrazin ein faires und demokratisches Verfahren bekommen.

Was aber auch SPD-Mitglieder deutlich bewegt ist die Islamophobie, die in der Debatte dieser Tage sichtbar wird. Da müsse sich die SPD dringend kümmern. Andrea Nahles sieht die Wurzel des Problems vorwiegend in sozialen Unterschieden. In bildungsfernen und ärmeren Gesellschaftsbereichen sei die Angst vor dem Islam viel deutlicher ausgeprägt als anderswo, entsprechend hoch die Anfälligkeit für rechtsnationale Töne. Dabei hätten wir in Deutschland schon eine viel bessere Integration von Migranten aus islamischen Ländern als zum Beispiel Frankreich, parallel dazu eine bessere Einbindung von Jugendlichen in den Arbeitsmarkt. Wir müssen uns aber politisch gegen islamfeindliche Tendenzen stemmen, sonst „würden wir eine Unterlassungssünde begehen. Es gibt Probleme, aber es gibt auch Lösungen!“

Nach der anregenden Debatte schloss Angelika Walther die Veranstaltung, indem sie noch einmal aus Andrea Nahles` Buch zitierte, nämlich die Antwort an einen Mann, der seinen Unmut und sein Desinteresse an der Politik von heute kund tat: „Wie können Sie sich in diesen Zeiten den Luxus einer Politikverdrossenheit leisten?“ Mit großem Applaus und einem Geschenk zur Wegzehrung trat Andrea Nahles den langen Rückweg nach Berlin an, wohl wissend, dass sie in Ricklingen viel Unterstützung für ihre Arbeit gefunden hat. Angelika Walther betonte später, dass gerade diese Veranstaltung nichts von Politikverdrossenheit spüren ließe und dass die Veranstaltungsreihe sicher mit weiteren überraschenden Gästen fortgesetzt würde. „Immerhin haben wir SPD-Frauen es damit schon auf die Seite zwei der NP geschafft.“

Martin Walther