Nachgeblättert in der RiMoPo: Februar 1957 & 1967
Von Hartmut Herbst
Vor 50 Jahren - Februar 1957
Unter der Überschrift "Großer Festsaal in Ricklingen" berichtete die Ricklinger Monatspost im Februar über die zweite Sitzung der neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft Ricklinger Vereine. 28 Vereine mit rund 10.000 Mitgliedern gehörten der Arbeitsgemeinschaft an. Kommissarischer Vorsitzender war Fritz Haake. Vorrangiges Ziel der "ARV" war es, für Ricklingen einen Saal für ca. 1000 Personen zu bekommen. Zurzeit fanden Ricklinger Vereinsfeiern in der Gaststätte Haller in Bornum, in den Casino-Festsälen oder im Schwarzen Bären statt. Die Ratsherrin Dr. Lore Henkel und der Direktor der Kaiser-Brauerei, Herr Heitkämper, versprachen den Vereinen ihre Unterstützung. Die Kaiserbrauerei hatte schon ein 260m² großes Grundstück in der Pfarrstraße, neben der Volksbank, für einen Gastronomiebetrieb mit Saal gekauft. Innerbetriebliche Probleme erlaubten es der Brauerei aber nicht mit dem Bau zu beginnen.
Ricklinger Monatspost - Ausgabe 20 - Februar 1957
Carl Jürgens, Ricklingens "Piependreiher", ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Er war ein Original und seine kunstvoll gedrechselten Treppengeländer und Spinnräder waren weit über Hannovers Grenzen hinaus begehrt. Als junger Mann hatte er die deutschen Lande von Ost nach West und von Süd nach Nord durchwandert und er war auch über das Meer bis nach Ägypten und China gereist. Nach seinen vielen Reisen hatte er sich 1910 als Drechslermeister in der Stammestraße niedergelassen. Später kam ein Bestattungsinstitut dazu. Seinen eigenen Sarg hatte er schon vor Jahren gefertigt. Verziert mit Symbolen aus seinem Leben, einem Schiff, Pfeifen, Spinnrad und vieles mehr: "Originell - wie der Mensch Carl Jürgens - war auch sein Sarg."
Ricklinger Notizblock
Dem Ricklinger Kinderchor fehlen noch Stimmen. Geprobt wird in der Volksschule Martensplatz. Die Sportfreunde laden zur Generalversammlung ein und der frühere Gastwirt Hans Stecker wird 80 Jahre alt. Der TUS Ricklingen wirbt für neue Mitglieder und stellt sein umfangreiches Freizeitangebot vor. Zum Beispiel Harzfahrten im Sommer und Winter, Urlaubsfahrten nach Süddeutschland und Österreich, Tanz- und Unterhaltungsabende, Lichtbildervorträge und kameradschaftliche Zusammenkünfte. Der Volkschor Waldesgrün fordert auf seiner Hauptversammlung dringend einen Saal für Ricklingen und der Schwimmverein Aegir teilt mit, dass "augenblicklich bei uns Schwimmern nicht viel los ist". Die Wasserballmannschaft befindet sich in einer Krise, da einige Spieler aufgrund ihrer beruflichen Ausbildung nicht am Training teilnehmen können.
Aus dem Anzeigenteil:
Im Seifenhaus Hansa gibt es einen Bohnerbesen für 7,- DM, der Autobusbetrieb Bohts fährt für 6,75 DM nach Andreasberg und die Drogerie Wesche in der Wallensteinstraße gibt auf Lippenstifte, Nagellack, Wangenrot und Parfüm 3% Nachlass. Bier - Behrens rät: "Willst Du froh und munter sein, dann schenk Dir stets´ne Bluna ein!"
Bei Möbel - Solinger gibt es Kleiderschränke ab DM 150,- und bei Betten - Paulus kostet ein Bettlaken 5,90 DM.
Vor 40 Jahren - Februar 1967
Im Februar berichtet die RiMoPo über den geplanten Neubau der Chirurgischen Klinik des Siloah. 20.500.000 DM sollen die Erweiterungen kosten. In dem Baupreis ist ein 16stöckiges Schwesternhaus enthalten. Der Name Siloah stammt von einem Teich im alten Jerusalem, der von einer gleichnamigen Quelle am Tempelberg gespeist wurde. Bereits im 6. Jahrhundert stand dort eine Basilika mit einer Badeinrichtung. Der Platz war heilig, denn dort soll Jesus einen Blinden geheilt haben.
Ricklinger Monatspost - Ausgabe 139 - Februar 1967
Als "Eine Sprosse zum Erfolg" werden Ausbildungskurse für Stenotypistinnen angekündigt. "Die verwaltende Arbeit wächst unaufhörlich und wo geschrieben wird, geht es ohne Stenotypistinnen nicht."
Der Mord an einem 21jährigen technischen Zeichner in der Ricklinger Masch ist noch nicht aufgeklärt. Der junge Mann wurde bei einem Raubüberfall erstochen.
In der Stadtbücherei hält H. Zimmermann einen Lichtbildervortrag über Venedig und seine Lagunen. Auf dem Schünemannplatz ist aus unbekannter Ursache ein Auto in Brand geraten, die Feuerwehr löschte mit einem C-Rohr.
Aus Vereinen und Verbänden:
Die Volksmusikvereinigung "Lyra" bietet neue Lehrgänge für Gitarre und Mandoline an. Die Sportfreunde Ricklingen sind schwach ins neue Jahr gestartet. Die "glorreiche Amateur-Oberligazeit" gehört der Geschichte an. Viele gute Spieler haben den Verein verlassen und sind zu Arminia Hannover oder zum VfV Hildesheim gewechselt. Helene Kachel, Trägerin der goldenen Ehrennadel des TUS Ricklingen, ist im Alter von 70 Jahren verstorben. Die stadtbekannte Turnerin hatte bis zuletzt in verschiedenen Funktionen im Verein gearbeitet. Dem Kegler, Heiner Lapisz, vom Kegelclub "Fidele Brüder" gelang ein seltener Wurf - 8 ums Vordereck.
Aus dem Anzeigenteil:
Viele Ricklinger Geschäftsleute suchten zum 1. April einen Lehrling, z.B. als Schriftenmaler, Klempner, Stenokontoristinnen oder Feinmechaniker. Bei Aloys Bodmann in der Göttinger Chaussee gab es 1000 Porzellanteller das Stück für 1,-DM und Baby - Strampler für 2,- DM. Im ehemaligen Astoria Kino in der Konrad - Hänisch-Straße eröffnete ein Möbellager. Ein Nirosta - Becken gab es dort für 176,- DM, ein Fernsehtisch kostete 59,- DM und eine Umbauliege mit Bettkasten wurde frei Haus für 297,-DM geliefert. Bei der "meto" Tankstelle Göttinger Chaussee kostete der Liter Benzin 49 Pfennige und der Liter Super 55 Pfennige.